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E Etzin, Pfarrarchiv (Bestand)
Angaben zur Identifikation |
Signatur: | E |
Titel: | Etzin, Pfarrarchiv |
Stufe: | Bestand |
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Angaben zu Inhalt und Struktur |
Bestandsbeschreibung: | Einleitung Geschichte des Pfarrsprengels
Das Dorf Etzin, im Havelland zwischen Nauen und Ketzin gelegen, wird in einer zwischen 1174-1176 datierten Bestätigungsurkunde für den Besitz des Domkapitels als zur Kirche Thüre gehöriges Dorf "Izin" erstmals schriftlich erwähnt. [1] Von 1816 bis 1952 zum Landkreis Osthavelland, von 1952 bis 1990 zum Kreis Nauen im Bezirk Potsdam gehörig, bildete es 1992 gemeinsam mit der Stadt Ketzin und den Dörfern Tremmen, Falkenrehde und Zachow das Amt Ketzin. Dieses wurde 2003 wieder aufgelöst, und die genannten Orte wurden in die Stadt Ketzin im Landkreis Havelland eingemeindet. Die Gemeinde Etzin war ursprünglich zur Kirche Thüre gehörig, wo 1269 letztmals ein Pfarrer genannt ist. In Etzin wird zwar 1313 ein Pfarrer genannt, jedoch vereinigt der Brandenburger Bischof 1360 die Kirchen von Etzin und Knoblauch und bestimmt Knoblauch als Mutterkirche und Etzin als Filial, da "die Kirchen von Knoblauch und Etzin … jede für sich nicht genug Gemeinde, Einkünfte und Feldbestellung (haben) um je einen Pfarrer oder Rektor zu unterhalten" und "der letzte Pfarrer in Etzin … die Pfarrstelle aufgelassen" hat. [2] Bereits 1381 wird wieder ein Pfarrer in Etzin erwähnt, und Etzin wurde wieder zum Pfarrdorf mit Knoblauch als Filia, ursprünglich zur Sedes Nauen, später zur Superintendentur Brandenburg-Dom gehörend. In den 1930er Jahren hat die Pfarre Etzin die Gemeinden Zachow und Gutenpaaren vakanzverwaltet. 1952 ist der Pfarrsprengel Etzin gemeinsam mit den Gemeinden Tremmen / Niebede / Schwanebeck und Zachow / Gutenpaaren (ohne Roskow) in den Kirchenkreis Nauen eingegliedert worden. Der Pfarrsprengel Tremmen wurde 1966 aufgelöst und die Gemeinde Tremmen pfarramtlich mit Etzin verbunden. [3] 1967 wurden die Kirchengemeinden Etzin und Knoblauch zur Kirchengemeinde Etzin vereinigt. [4] Die Gemeinden Zachow und Gutenpaaren sind nach Aufhebung der Pfarrstelle Zachow zum 1.10.1975 in den Sprengel Etzin eingepfarrt worden. [5] Das Filialdorf Knoblauch, [6] erstmals 1197 als "Clebelog" erwähnt, war ursprünglich Tochterkirche von Ketzin, ab ca. 1255 und wohl noch um 1459 Mutterkirche, jedoch seit der Reformation Filia von Etzin. [7] Es hat durch einen 1510 erfolgten Hostiendiebstahl eine zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Der Ort wurde 1968/69 zugunsten eines Erdgasspeichers abgetragen und die Einwohner in Ketzin angesiedelt. Die Wohnhäuser und die Kirche wurden vom Staat gekauft und abgerissen. [8] Die Pfarrer von Etzin sind bis 1934 bei Fischer (Ev. Pfarrerbuch, Bd. I, S. 80) nachgewiesen. 1954 wird der letzte bei Fischer verzeichnete Pfarrer Johannes Friedrich Adolf Stappenbeck in den Ruhestand versetzt. Ab 1960 amtierte Pfarrer Ernst Eggert, 1970 bis Februar 1975 Pfarrer Friedrich Ilgner (E /251), ab 1976 Pfarrer Gramse. Zuletzt hatte Pfr. Klaus Brosig von 1988 bis zum 30.9.2009 (Kirchliches Amtsblatt 2009, S. 227) die Pfarrstelle in Etzin inne und verwaltete die Gemeinden in seinem Ruhestand noch bis 2011. Die Gemeinde soll künftig von Ketzin aus verwaltet werden. In Etzin amtierten einige Pfarrer, die von lokalgeschichtlicher oder auch überregionaler Bedeutung waren. Johann Peter Süßmilch, der spätere Propst von Berlin und sogenannte "Vater der Statistik", amtierte nur ein Jahr (1741-1742) in Etzin und veröffentlichte im Jahr seines Amtsantritts sein Hauptwerk "Die Göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen." Sein Nachfolger, der ehemalige Feldprediger Joachim Friedrich Seegebarth (1742-1752), weckte Fontanes Interesse. Fontane beschrieb dessen Eingreifen in der Schlacht bei Chotusitz im 1. Schlesischen Krieg und verbunden damit auch Ort und Kirche Etzin in den "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" (Teil Havelland). Die Amtsnachfolger waren Johann Bernhard Gelhar (1753-1772), zuvor Konrektor bzw. Diakon am Dom Brandenburg und Gerhard Arnold Sybel (1773-1814), zuvor Lehrer für Mathematik an der Ritterakademie Brandenburg. Er verfasste sehr ausführliche und umfangreiche Schriften zur Geschichte von Etzin und über Zustand, Verhältnisse und Sitten des Dorfes Etzin. [9] Sybel heiratete die Tochter seines Vorgängers Gelhar, so wie auch sein Amtsnachfolger Johann Friedrich Ernst Duchstein eine seiner Töchter heiratete. Duchstein war ebenfalls zuvor Lehrer an der Ritterakademie Brandenburg und neben seinem Pfarramt in Etzin (1815-1867) auch Superintendent des Kirchenkreises Nauen (1836-1865). Mit ihm korrespondierte Theodor Fontane betreffs des Pfarrers Seegebarth. Von dieser Korrespondenz sind 2 Originalbriefe Fontanes im Pfarrarchiv erhalten. Von den vorgenannten Pfarrern sowie den Pfarrern Andreas Lentz sen. und jun. befinden sich Gemälde in der Etziner Kirche. Das Kirchenpatronat von Etzin und Knoblauch hatte das Domkapitel Brandenburg inne. Deshalb befindet sich eine Reihe von Unterlagen zur Pfarre Etzin auch im Bestand des Domkapitels Brandenburg.
Bestandsgeschichte des Archivs
Das die devastierte Filialgemeinde Knoblauch betreffende Archivgut einschließlich der Kirchenbücher von Knoblauch ist aufgrund des Depositalvertrages bereits 1983 in das Domstiftsarchiv übernommen worden. Es umfaßte 35 Verzeichnungseinheiten mit einem Umfang von 0,3 lfd. Metern. Der letzte in Etzin amtierende Pfarrer bat nach seinem Eintritt in den Ruhestand 2009 um eine Sichtung der Archivalien und eine Übernahme des Archivs in das Domstiftsarchiv. Der Altbestand des Etziner Archivs, der im Pfarrhaus Etzin aufbewahrt wurde, befand sich bei dieser 2010 erfolgten Sichtung in gutem Zustand. Die überwiegend gehefteten und mit Aufschrift und / oder Aktenschwänzen versehenen Akten entbehrten jedoch einer sachlichen Ordnung. Frau Dr. Bohne (Berlin) hatte als Nutzerin dieser Archivalien eine Übersicht über die vorhandenen Akten angefertigt und diese auf Zetteln durchnumeriert. Diese vorläufige Ordnung ist bei der Einlagerung der Akten in geschlossene Kartons für den Transport in das Domstiftsarchiv beibehalten worden. Weiteres Archivgut, überwiegend neueren Datums, befand sich im eigentlichen Archivraum neben dem Gemeinderaum. Diese Akten wurden von Pfarrer Brosig durchgesehen und diejenigen Akten, die für die laufende Verwaltung relevant sind, aussortiert. 2011 erfolgte die Übernahme der Archivalien in das Domstiftsarchiv. Die Kirchenbücher von Etzin sowie einige Akten, die sich noch im Pfarramt befanden, sind 2012 nachgeliefert worden (vgl. Aktenvermerke vom 17.09.2010 und 29.11.2012) so dass die 2012 erfolgte Verzeichnung des Archivs zum Jahresende abgeschlossen werden konnte. Der Bestand reicht mit den Kirchenrechnungen und den Kirchenbüchern sowie zwei Turmknopfurkunden als älteste Überlieferung bis ins 17. Jahrhundert zurück. Ansonsten setzt die Überlieferung mit Ausnahme eines guten Dutzends Akten aus dem 18. Jahrhundert im 19. Jahrhundert ein. Das jüngste Schriftgut reicht bis 2008. Aus dem Jahre 1808 ist ein Archivverzeichnis überliefert, das die im Pfarramt befindlichen "wichtigen Papiere" (46 Stück) auflistet. Dabei handelt es sich scheinbar um eine Auflistung wichtiger Einzelschriftstücke, die erst später zu entsprechenden (Sach-)Akten formiert wurden. Ein Verzeichnis der Archivalien von Pfarre und Schule aus dem Jahr 1909 umfaßt nur 26 Akten. Weitere ältere Archivverzeichnisse sind nicht überliefert. Die Matrikel von 1711 ist innerhalb einer Akte betr. Pfarrbesoldung überliefert. Lagerbücher finden sich nur für Knoblauch im Bestand. Von besonderem Wert sind die bereits erwähnten geschichtlichen Notizen des Pfarrers Sybel sowie des Pfarrers Duchstein. Auch eine Reihe von Turmknopfurkunden mit geschichtlichen Daten, jedoch teilweise in einem schlechten Erhaltungszustand, ergänzen die geschichtlichen Überlieferungen. Als kostbarste Stücke werden wohl von der Gemeinde die beiden originalen Briefe Fontanes angesehen. Daneben sind aber die in der Kirche Etzin erhaltenen Pfarrerbilder ebenso von besonderem Wert und überregionalem Interesse. Der hier deponierte Archivbestand umfaßt derzeit 2,5 laufende Meter mit 285 Verzeichnungseinheiten.
[1] Wolfgang Schößler: Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg. Teil 1: 948-1487. Weimar 1998, S. 5. [2] Schößler 1998 (wie Anm. 1), S. 145. [3] E 62/221. [4] a. a. O. [5] E 4/211. [6] Nicht zu verwechseln mit Knoblauch bei Nitzahn, Kreis Jerichow II. [7] Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil III: Havelland. Bearb. von Lieselott Enders. Weimar 1972, S. 87-89 (Etzin) und S. 188-189 (Knoblauch). [8] Helmut Augustiniak: Knoblauch. Geschichte eines vergessenen Dorfes. Ketzin 2006. 16 S. (Domstiftsarchiv: D 5599). [9] Benutzt in der Dissertation von Balthasar Haußmann (Potsdam 1999, S. 205 ff.), und zwar in derjenigen Version, die im Ephoralarchiv Brandenburg Dom überliefert ist (BED 346/405).
20.12.2012 Konstanze Borowski |
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Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Nicht öffentlich |
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