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Kem Kemnitz, Pfarrarchiv (Bestand)
Angaben zur Identifikation |
Signatur: | Kem |
Titel: | Kemnitz, Pfarrarchiv |
Stufe: | Bestand |
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Angaben zu Inhalt und Struktur |
Bestandsbeschreibung: | Einleitung
1. Geschichte der Pfarre Kemnitz
Das Dorf Kemnitz, ca. 5 km südöstlich von Pritzwalk gelegen, ist als villa Kemenitz 1320 erstmals schriftlich erwähnt. Gemeinsam mit den Orten Alt Krüssow (1367 Crussow, 1512/13 Crussow anti-qua), Neu Krüssow (1512/13 Crussow Nova) und Wilmersdorf (1351 villa Wilmerstorp) gehörte es von 1816 bis 1952 zum Kreis Ostprignitz, 1952-1993 zum Kreis Pritzwalk des Bezirkes Potsdam, ab 1990 Landkreis Pritzwalk und seit 1993 zum Landkreis Prignitz. Hier gehörte die Gemeinde Kemnitz zum Amt Pritzwalk-Land. Zum 31.12.2002 wurde das Amt Pritzwalk-Land aufgelöst und Kemnitz mit weiteren 9 Gemeinden, u. a. den Orten Alt Krüssow und Wilmersdorf sowie Neu Krüssow, das aber bereits 1950 nach Wilmersdorf eingemeindet war, in die Stadt Pritzwalk eingemeindet. Der Pfarrsprengel Kemnitz in der Inspektion / Kirchenkreis Pritzwalk, der seit 1999 zum Kirchenkreis Havelberg-Pritzwalk gehört, hat mehrere Veränderungen erfahren. Ursprüngliche Tochterkirchen waren Alt Krüssow, Neu Krüssow und Wilmersdorf. Die Gemeinde Wilmersdorf wurde 1948 aus dem Pfarrsprengel Kemnitz in den Pfarrsprengel Techow umgepfarrt. Dafür ist zeitgleich aus dem Pfarrsprengel Techow die Gemeinde Bölzke ausgegliedert und dem Pfarrsprengel Kemnitz zugeschlagen worden (Kirchliches Amtsblatt 1948, S. 19). Erneute Veränderungen fanden 1985 mit der Neuordnung des Sprengels statt. [1] Dabei wurde Neu Krüssow in den Pfarrsprengel Sadenbeck eingepfarrt. Die Pfarrstelle Beveringen wurde aufgehoben und die Kirchengemeinde Beveringen dauernd mit dem Pfarrsprengel Kemnitz verbunden. Die bis dahin zum Sprengel Pritzwalk gehörige Gemeinde Sarnow wurde aus diesem ausgegliedert und ebenfalls mit dem Pfarrsprengel Kemnitz dauernd verbunden. 2007 ist der Pfarrsprengel Kemnitz (ohne die Kirchengemeinde Beveringen, die dem neu gegliederten Sprengel Pritzwalk zugeordnet wurde) mit den Pfarrsprengeln Heiligengrabe und Sadenbeck zum Pfarrsprengel Heiligengrabe dauernd verbunden worden. Die Pfarrstelle Kemnitz wurde auf die Kirchengemeinden des neuen Pfarr-sprengels übertragen. [2] Die Pfarrer von Kemnitz sind bis 1934 bei Fischer (Ev. Pfarrerbuch, Bd. I, S. 145-146) nachgewiesen. Danach folgte eine über 20-jährige Vakanzzeit, nur kurzzeitig durch die kommissarische Verwaltung durch Kreisjugendfürsorgepfarrer Eugen Schulz (1950) unterbrochen, während der die Pfarrstelle durch die Pfarre Beveringen mit verwaltet wurde. Seit 1954 amtierte Pfarrer Klaus-Dieter Ruch, ab 1970 bis 1985 ist die Pfarrstelle abermals vakant. Danach folgt für eine kurze Zeit ab 1986 Pfarrer Jens-Martin Langner. Seit 1990 amtiert Pfarrer Mario Friedrich. Das Kirchenpatronat hatte bis 1819 das Domkapitel Havelberg inne, danach der Fiskus. Die rechteckige, flach gedeckte Feldsteinkirche in Kemnitz stammt aus dem 14. Jahrhundert und hat über dem Westgiebel einen hölzernen Dachturm mit verschiefertem Aufsatz und barocker Schweifhaube. Das Süd- und das Westportal verfügen über Rundsteineinfassungen aus Backstein. In ähnlicher Form ist das mittlere Ostfenster zwischen Lanzettfenstern ausgeführt. [3] Bedeutender als die Kirche der Muttergemeinde Kemnitz ist die Wallfahrtskirche St. Anna in Alt Krüssow. Sie wurde vom Havelberger Bischof Johann von Schlabrendorff gestiftet und wurde in zwei Bauetappen 1520 fertig gestellt. Dem einschiffigen gewölbten Rechteckbau mit nördlichem Kapellenanbau wurde 1879/80 im Westen ein Turm angefügt. Der reich gestaltete, streng gegliederte Stufengiebel mit Friesgewebe an der Ostseite, ist dem Westgiebel der Heiliggrabkapelle in Heiligengrabe nachgebildet. Die Nordkapelle verfügt über ein Sterngewölbe. Die sich an der Nordwand der Kapelle befindliche Stichbogennische und die sich ebenfalls an der Nordwand befindlichen mittelalterliche Ausmalungen lassen die Nutzung der Kapelle als Heiliges Grab vermuten. Sie beherbergt einen Schnitzaltar aus der Zeit um 1470/80 mit Darstellung der Anna Selbdritt. Ein aus der Bauzeit stammender Flügelaltar mit der heiligen Anna als Zentralfigur befindet sich seit 1976 in der Pritzwalker Pfarrkirche St. Nikolai. 1850 wurde die Kirche von Neu Krüssow abgerissen und durch einen neugotischen Backsteinbau ersetzt, der jedoch erst um 1883 einen Westturm erhielt. Die Wilmersdorfer Fachwerkkirche aus dem Jahr 1814 ist ein Nachfolgebau der 1811 abgebrannten Kirche. Neben dem bereits 1541 erwähnten Pfarrhof in Kemnitz hat es auch in Alt Krüssow 1545 ein "altes verfallenes Häuslein" gegeben, das der Altarist bewohnte und 1581 verkaufte. [4] 1733 wird im Zusammenhang eines Streits zwischen Emeritus und Adjunkt ein Neuaufbau des alten "Pfarrhauses" in Alt Krüssow erwogen.
2. Bestandsgeschichte
Für das Kemnitzer Pfarrarchiv existiert ein "Repertorium der Akten der Pfarre und Ortsschulinspektion Kemnitz, aufgestellt von Pfarrer Böhmer 1891, neu inventarisiert 1903" [5], dessen Signaturen am heutigen Aktenbestand jedoch nicht mehr nachvollziehbar sind. Aus diesem Grund sind die wenigen noch vorhandenen Altsignaturen nicht in das vorliegende Findbuch aufgenommen worden. Durch die Verbindung des Pfarrsprengels Kemnitz mit dem Pfarrsprengel Heiligengrabe 2007 wurde, wie bereits erwähnt, die Pfarrstelle Kemnitz dem neugebildeten Sprengel zugeordnet. Dieser neue Sprengel Heiligengrabe verfügt somit (theoretisch) über 3 Pfarrstellen. Der Kemnitzer Pfarrer behielt seinen Amtssitz zunächst weiterhin in Kemnitz. Nachdem im Mai 2011 die 1. Pfarrstelle mit Sitz in Heiligengrabe vakant wurde und Pfarrer Friedrich nach Heiligengrabe gezogen ist, sind die im Kem-nitzer Pfarrhaus befindlichen Akten an das Domstiftsarchiv abgeliefert worden. Das Archiv besteht derzeit aus 227 Archivalien-Einheiten, worunter sich neben den Kirchenbüchern (ab 1685) auch ein von Pfarrer Böhmer 1892/93 angefertigtes Verzeichnis der Gemeindeglieder der Parochie Kemnitz befindet, das 1934 von Pfarrer Gericke ergänzt wurde. Dieses Verzeichnis enthält Lagezeichnungen der einzelnen Orte mit Bezeichnung der Hofbesitzer, Auflistung der Hof- bzw. Hausbesitzer mit Angehörigen und Gesinde und z. T. genealogische Angaben. Des Weiteren existieren Familienlisten für die Parochie Kemnitz, (Auflistung der Hauseltern, der Kinder unterschieden nach schulpflichtig bzw. nicht mehr schulpflichtig sowie der sonstigen Familienangehörigen, Angestellten etc.) von 1920. Die Kirchenrechnungen beginnen für alle vier Gemeinden 1715 bzw. 1716.
Quellen:
- Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil I: Prignitz, bearb. von Lieselott Enders. 2. überarb. u. wesentlich erw. Aufl. Weimar 1997, S. 392-394 (Kemnitz), 440f-441 (Alt Krüssow), 441-442 (Neu Krüssow), 957-959 (Wilmersdorf) - Pfarralmanache: 1937, 1939, 1950, 1954, 1960, 1970, 1981, 1985, 1990 - Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg, bearb. von Gerhard Vinken u. a. München, Berlin 2000, S. 10-11 (Alt Krüssow), 498-499 (Kemnitz), 702 (Neu Krüssow), 1114 (Wilmersdorf) - Die Kunstdenkmäler des Kreises Ostprignitz. Unter der Schriftleitung des Provinzial-Konservators ... Georg Büttner bearb. von Paul Eichholz, Friedrich Solger, Willy Spatz. Berlin 1907 (Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, Bd. 1, H. 2)
[1] Mitteilungsblatt 1985, S. 34. [2] Kirchl. Amtsblatt 2007, S. 128-129. [3] HOL, T. I, S. 394. [4] HOL, T. I, S. 441. [5] Kem 16/108.
22.12.2011 Konstanze Borowski
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Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Nicht öffentlich |
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