Leg Legde, Pfarrarchiv (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:Leg
Titel:Legde, Pfarrarchiv
Stufe:Bestand

Angaben zu Inhalt und Struktur

Bestandsbeschreibung:Einleitung

1. Geschichte der Legder Pfarre

Das Dorf Legde, 4 km südlich von Bad Wilsnack gelegen und in frühen schriftlichen Quellen Leghede (1274) bzw. Legede (1469) genannt, gehörte von 1816 bis 1952 zum Kreis Westprignitz, 1952-1993 zum Kreis Perleberg im Bezirk Schwerin und seitdem zum Landkreis Prignitz. Legde liegt mit den benachbarten Ortschaften Quitzöbel, Lennewitz und Roddan in unmittelbarer Nähe der Einmündung der Havel in die Elbe. Die Elbe bildet in diesem Bereich die Grenze zum Land Sachsen-Anhalt.
Bis 1878 zählte die Legder Pfarre zur Inspektion Wilsnack. Seitdem gehörte sie bis zu ihrer Aufhebung im Jahr 1982 zum damals vereinigten Kirchenkreis Havelberg-Wilsnack.
Zur Legder Pfarre gehörte mindestens seit 1558 die Kirchengemeinde und Tochterkirche Abbendorf (für 1558/ 81 ist in Abbendorf auch eine eigene "Pfarrstätte" überliefert). Mehrfache Veränderungen des Legder Pfarrsprengels ergaben sich durch die zeitweise pfarramtliche Mitverwaltung der Orte Haverland (1600/ 1686) sowie Quitzöbel, Lennewitz und Roddan (1965). 1982 schließlich wurde die Legder Pfarrstelle aufgehoben und die nunmehrige Kirchengemeinde Legde-Roddan dem Pfarrsprengel Nitzow bzw. seit 2000 dem Pfarrsprengel Rühstädt angegliedert.
Die Legder Pfarrer sind bis 1931 bei FISCHER (Ev. Pfarrerbuch, Bd. I, S. 95) bzw. CZUBATYNSKI (vgl. Quellenanhang) genannt. Von 1931-1944 war die Pfarre in Legde unbesetzt. Die Vakanzverwaltung hatte für diese Zeit der Quitzöbeler Pfarrer Martin Engelke inne, welcher aber 1941 im Krieg fiel. 1944 wurde Gerhard Hintze als neuer Pfarrer nach Legde berufen. Dieser geriet zum Kriegsende in russische Kriegsgefangenschaft, so dass das Legder Pfarramt ab Herbst 1945 durch Pfarrer Herbert Domke erst kommissarisch, ab 1955 schließlich regulär verwaltet wurde. Domke starb 1966; seitdem blieb die Legder Pfarre vakant. 1982 wurde sie schließlich ganz aufgehoben. In dieser Zeit wurde der Pfarrsprengel Legde vom Nitzower Pfarrer Heinz Meixner (1976-1982) bzw. vom Havelberger Pfarrer Ulrich Wolff (1982-1985) verwaltet. Die seit 1982 zum Pfarrsprengel Nitzow (bzw. seit 2000 zum Pfarrsprengel Rühstädt) gehörenden Kirchengemeinden Legde-Roddan (mit Ortsteil Lennewitz), Abbendorf und Quitzöbel betreute seit 1985 der neue Nitzower Pfarrer Klaus-Thomas Krispin bis 1994. Seitdem ist der ehemalige Bad Wilsnacker, jetzt Rühstädter Pfarrer Dr. Uwe Czubatynski für die Kirchengemeinden des ehemaligen Pfarrsprengels Legde seelsorgerisch zuständig.
Das Legder Patronat hatte seit mindestens 1558 die Familie von Saldern zu Plattenburg und Wilsnack inne.
Die Legder Kirche, eine der seltenen Backsteindorfkirchen der Prignitz, wurde vermutlich Ende des 15. Jh. als spätgotischer Saalbau mit zweijochigem Chor auf der Nordseite errichtet. Der Westturm in der Breite des Kirchenschiffes, dessen unterer Teil aus unbehauenen Feldsteinen besteht, wurde wohl Anfang des 16. Jh. hinzugefügt. Die Kirche wurde 1892 und 1983 eingreifend erneuert und in den Jahren 1995-2001 innen und außen erneut restauriert. In diesem Rahmen erfolgte 1995 auch eine fotogrammetrische Vermessung der Kirche.
Die Abbendorfer Kirche ist ein nicht minder bemerkenswertes Baudenkmal. Sie wurde ebenfalls Ende des 15. Jh. vermutlich als gewölbter Saal-Backsteinbau errichtet und im 17. Jh. (1662?) barock erneuert. Bei der Errichtung des westseitigen Fachwerkturmes im Jahr 1852 griff man auf altes Baumaterial zurück. 1992-1995 wurde die Kirche innen restauriert.
Der Legder Pfarrer wohnte 1558 im örtlichen Pfarrhaus mit Garten, außerdem gehörten ihm 1 ½ bzw. 3 Hufen Land nebst Wiesen. Er lebte in dieser Zeit zum Teil von den Einkünften seiner eigenen Landwirtschaft, durfte z.B. ebenso viele Schweine halten wie der Legder Dorfschulze.
1797 wurde mit dem Wilsnacker Zimmermeister Gragert ein Vertrag über den Neubau des Legder Pfarrhauses abgeschlossen. Während der Vakanzzeit in den 1930er Jahren wurde das Pfarrhaus an andere Personen vermietet. Nach 1966 begann schließlich die aufwändige Restaurierung des alten baufälligen Hauses, welche 1973 abgeschlossen war.
Bereits 1558 gab es in Legde einen Küster, welcher in einem Küsterhaus mit zugehörigem Garten und Ackerland wohnte. 1600 war er auch für Abbendorf zuständig. Dort besaß er ebenfalls Acker; dieser lag dicht am Elbufer.
Verhandlungen über den Bau eines neuen Legder Schulhauses zogen sich über mehrere Jahrzehnte bis 1925 hin. Es sollte an einem anderen, für Schulzwecke besser geeigneten Platz im Ort errichtet werden.

Quellen:

- Dehio, G.: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg, bearb. von G. Vinken u. a., München und Berlin 2000, S. 1, 569)
- Eichholz, P. (u.a.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Westprignitz, Berlin 1909, S. 1, 159-161
- Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Bd. 1 - Prignitz, bearb. von L. Enders, 2. überarb. u. wesentl. erw. Aufl., Weimar 1997, S. 3-5, 487-489
- Pfarralmanache: 1939, S. 160; 1946, T. 2, S. 24; 1971, S. 262; 1985, S. 153; 1990, S. A-232; 1995, S. 410; 1999, S. 393
- Pfarrarchiv Legde, Sign. Leg 10/140; 11/1 (= Typoskript von U. Czubatynski: Zur Geschichte und zum Pfarrarchiv von Legde, 1997, 14 S.); 79/3; 145/134; 146/136; 147/135; 150/143; 151/144; 153/142; 154/146; 155/131; 171/155
- Internet: http://uwe.czubatynski.bei.t-online.de/kirche.html (hier auch neuere Lit. u. weitere Quellen zur Geschichte von Legde)


2. Bestandsgeschichte

Ältere Akten aus der Zeit vor 1800 sind im Legder Pfarrarchiv so gut wie nicht mehr vorhanden. Die Signaturen auf den gegen Ende des 19. Jh. in stabilen Aktendeckeln gehefteten und konsequent in Generalia und Specialia unterschiedenen Pfarrakten belegen die übliche Aufbewahrung nach einem Gliederungs- bzw. Ablageschema, welches unter Voranstellung der Abkürzungen Gen. bzw. Spec. aus einer Kombination von Buchstaben und Zahlen bestand (z.B.: Spec. A 9). Das Schriftgut der Überlieferungsschicht ab 1945 archivierte Pfarrer Domke nach dem "Aktenplan für die Pfarrämter der Evangelischen Kirchengemeinden in Berlin-Brandenburg" vorbildlich.
In dieser Form und auf Grundlage eines Depositalvertrages vom 5.7.2000 übernahm das Domstiftsarchiv Brandenburg/H. das Legder Archiv- und Bibliotheksgut ohne Kirchenbücher. Kleinere zum Pfarrarchiv gehörende Nachträge wurden dem Domstiftsarchiv am 29.9.2003 und am 25.5.2004 übergeben.
Die Erschließung des Pfarrarchivs Legde ergab keinerlei Schwierigkeiten. Dankbar betont werden soll an dieser Stelle die sorgsame Betreuung des "verwaisten" Archivs durch den Rühstädter Pfarrer Dr. Uwe Czubatynski seit 1994, welchem es auch zu verdanken ist, dass dem Bestand im Nachhinein einige wichtige Bauakten der Kirchen Legde und Abbendorf hinzugefügt werden konnten, welche sich unter o. g. Nachträgen befanden.
Bedauerlich sind der bereits erwähnte Mangel an historischer Pfarramtsüberlieferung vor 1800, außerdem die fast fehlenden Bauakten vor 1945. Als erfreulich ist dagegen die Detailliertheit der Überlieferung aus der Zeit 1945-1966 zu bezeichnen.
Das kleine Pfarrarchiv Legde umfasst derzeit 172 Archivalien-Einheiten. Darunter befinden sich z.B. ein Verzeichnis der Ländereien auf der Legder Feldmark von 1666, Abschriften der Pfarrmatrikeln von 1600 und 1711 sowie zweier Turmknopfurkunden von 1805 und 1934, die Lagerbücher von Legde und Abbendorf, die Protokolle der Gemeindekirchenräte ab 1861 sowie verschiedene Gutachten und Dokumentationen über die Restaurierungsarbeiten an der Legder und Abbendorfer Kirche.


Brandenburg, 7.9.2004 Stefan Lindemann

Ergänzende Überlieferungen

Privatbesitz Dr. Uwe Czubatynski

Dia 3/01 bis 3/29: Legde, Sanierung der Kirche (Aufnahmen von 1998)
Film 46 Neg. 5-7: Kirche Legde von innen und Pfarrer Fiedler (1915-1931 in Legde)
Film 46 Neg. 8: Schulklassen von Legde mit Lehrer Müller, ca. 1937
Film 46 Neg. 9-10: Lehrer Walter Thoms mit Frau (später in Fürstenwalde), um 1925
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Nicht öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://kab.scopearchiv.ch/detail.aspx?ID=578455
 

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