Rz Reetz, Pfarrarchiv (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:Rz
Titel:Reetz, Pfarrarchiv
Stufe:Bestand

Angaben zu Inhalt und Struktur

Bestandsbeschreibung:Einleitung

1. Geschichte der Reetzer Pfarre

Das Dorf Reetz, 16 km westlich von Belzig gelegen und in den frühesten schriftlichen Quellen als Burg Redizke (1161) bzw. Ridicce (1186) erwähnt, gehörte gemeinsam mit den beiden benachbarten, erst später entstandenen Orten Reppinichen (1419/20 Reppinken) und Medewitz (1388 Kirchsmedewicz) bis 1816 zum Land Sachsen und erst seitdem zur Provinz Brandenburg. Die Kreiszugehörigkeit der Orte veränderte sich bis heute mehrfach (bis 1807 Kurkreis, 1807-1816 Wittenberger Kreis, 1816-1952 Kreis Zauch-Belzig, 1952-1993 Kreis Belzig, seitdem Landkreis Potsdam-Mittelmark).

1459 zählte die Reetzer Pfarre zur Sedes (Kirchenkreis) Leitzkau, seit 1527/ vor 1541 zur Sedes/ Superintendentur Belzig. Seit 1530 bzw. 1575 wurden die Tochterkirchen Medewitz und Reppinichen von der Reetzer Pfarre mitverwaltet. Eingekircht waren außerdem die Orte Mahlsdorf, Zipsdorf, Reetzerhütten und Medewitzerhütten. 1575 besaß die Reetzer Pfarre 2 Hufen Land.
Die Reetzer Pfarrer sind bis 1931 bei FISCHER (Ev. Pfarrerbuch, Bd. I, S. 70) nachgewiesen. In den darauf folgenden Jahren amtierten: 1931-1939 Reinhart Eitner, 1940-1952 Gerhard Juergensohn, 1953-1973 Dr. Gunther Thal, 1974-2001 Jürgen Kautz. Seit 2002 wird das Pfarramt Reetz von der Wiesenburger Pfarrerin Dagmar Greupner mitverwaltet.

Das Kirchenpatronat hatte bis 1755 die Familie Brandt v. Lindau auf Wiesenburg inne, danach das Gut Mahlsdorf. Kurz vor 1835 begannen im Zuge der allgemeinen Separationen und Dienstablösungen auch für die Reetzer Pfarre umfangreiche Verhandlungen über die Ablösung ihrer Naturaleinkünfte.
1649 wurde in Reetz ein neues Pfarrhaus erbaut. Dieses brannte1832 ab und wurde wenig später neu errichtet. 1906 wurde abermals ein neues Pfarrhaus gebaut.

Die Reetzer Kirche wurde in der ersten Hälfte des 13. Jh. als Saalbau aus Feldsteinquadern, mit mächtigem Westquerturm errichtet und nach Ende des 30jährigen Krieges wiederhergestellt (1654 gerichtet, 1663 eingeweiht). 1904/05 veränderte man den Bau durch kostenintensive Renovierungsarbeiten (40.000 M.) beträchtlich, wodurch auch der Innenraum geprägt wurde.
Auch die Kirche in Reppinichen ist ein Feldsteinbau. 1703 wurde der rechteckige, spätgotische Bau erneuert, 1857 dann bedeutend erweitert, 1880 schließlich der Turm errichtet. 1903 erhielt die Kirche eine neue Innenausstattung.
Die Medewitzer Kirche, ein kleiner verputzter Rechtecksaal von 1713, wurde 1907 vollständig erneuert und 1997 erneut restauriert. Die charakteristische kupferne Schweifhaube trägt der quadratische Fachwerkturm erst seit 1976/78. Bis dahin war der Kirchturm vierseitig mit gewölbten Ziegeln gedeckt.

Ein Küster ist in Reetz bereits für 1548 (Johannes Michel) genannt. Der dortige Küster war bis 1846 für alle zur Pfarre gehörenden Gemeinden allein zuständig. Jede Gemeinde hatte jedoch ihren eigenen Schullehrer.
In Reetz wurde 1903 ein neues Schulhaus gebaut, in Reppinichen 1912. Auch Medewitz sowie der in Reetz eingekirchte Ort Reetzerhütten besaßen eine eigene Schule.

Quellen:
- Dehio, G.: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg, bearb. von G. Vinken u. a., München und Berlin 2000, S. 651 (Medewitz), 919 (Reetz), 922 (Reppinichen)
- Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Bd. 5 - Kreis Zauch-Belzig, bearb. von P.-P. Rohrlach, Weimar 1977, S. 254f. (Mahlsdorf), 260f. (Medewitz), 262 (Medewitzerhütten), 353-357 (Reetz), 357f. (Reetzerhütten), 360f. (Reppinichen), 492f. (Zipsdorf)
- Noack (Hrsg.): Kriegsgedenkbuch 1914-1918 der Parochie Reetz, Kr. Zauch-Belzig, Dessau 1919, S. 38f. (in Rz 13/420)
- Pfarralmanache: 1939, S. 131; 1953, S. 112; 1971, S. 242
- Handschriftliche "Pfarrchronik. Chronik der Parochie Reetz, Kreis Zauch-Belzig" der Reetzer Pfarrer Noack und Manoury, ca. 1911-1930, im Bestand des Reetzer Pfarrarchivs (Rz 11/406)


2. Bestandsgeschichte

Die auf den ältesten Reetzer Pfarrakten befindlichen Altsignaturen (z.B.: III Litt. K) belegen die - allgemein übliche - Aufbewahrung der Akten nach einem Gliederungs- bzw. Ablageschema, welches aus einer Kombination von römischen Ziffern (für die Hauptgruppen I bis VIII) und Buchstaben bestand und in der Zeit von ca. 1840 bis ca. 1911 zur Anwendung kam. Der 1911 eingesetzte Pfarrer Noack veränderte aufgrund des stark angewachsenen Schriftgutumfangs die Ordnung des Pfarrarchivs und legte ein anderes Gliederungsschema zugrunde. Er versah die neueren Akten mit so genannten "Aktenschwänzen" und bezeichnete sie mit einfachen Buchstaben-Zahlenkombinationen (z.B.: M 4). Die Akten der neuesten Überlieferungsschicht schließlich wurden nach dem "Aktenplan für die Pfarrämter der Evangelischen Kirchengemeinden in Berlin-Brandenburg" archiviert. Für die einzelnen zum Pfarrsprengel gehörenden Gemeinden wurden die Kürzel r (für Reetz), rep (für Reppinichen) und m (für Medewitz) verwendet.
In dieser Form und auf Grundlage eines Depositalvertrages vom 31.1./13.4.2002 übernahm das Domstiftsarchiv Brandenburg/H. das Reetzer Archiv- und Bibliotheksgut einschließlich der Kirchenbücher bis ca. 1920.
Das Pfarrarchiv Reetz besteht derzeit aus 439 Archivalien-Einheiten, worunter sich neben den Kirchenbüchern (ab 1649) auch eine Abschrift der Matrikel von 1575, die Lagerbücher, die Protokolle der Gemeindekirchenräte (ab 1860), die Kirchenrechnungen (ab 1828), zahlreiche Dienstablösungsrezesse und -Verhandlungen, außerdem Pfarr-, Kirchen- und Schulbauakten sowie eine handschriftliche Pfarrchronik befinden.


Brandenburg, 16.8.2004 Stefan Lindemann

Literaturhinweise

Shreve, John: Reetz : ein Dorf in der Brandtsheide 1861 - 1961 / John Shreve. - 1. Aufl. - Reetz : Gemeinde Reetz, [1993]. - 287 S. : Ill., Kt. ; 21 cm \ *Brandenburg DStA: D 4161

Kuhlow, Edith: Medewitz, Medewitzerhütten : Beiträge zur Geschichte / Edith Kuhlow. - Teil 1. - 1. Aufl. Medewitz : Gemeinde, 1998. - 96 S. : Ill. ; 21 cm \ *Brandenburg DStA: D 3682

Schubert, Beate: Reetzerhütten - ein Dorf in der Brandtsheide : Beiträge zur Geschichte / zusam-mengestellt von Beate Schubert. - Reetzerhütten : Gemeinde, 2000. - 128 S. : Ill. ; 21 cm \ *Brandenburg DStA: D 3681

Allmen, Monika: Reppinichen : Beiträge zur Ortsgeschichte / gesammelt in Zusammenarbeit mit Helga Kästner von Monika Allmen und Beate Schubert. - Teil 1. - Wiesenburg : Gemeinde, 2004. - 176 S. : Ill. \ Brandenburg DStA oo
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Nicht öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://kab.scopearchiv.ch/detail.aspx?ID=578501
 

Social Media

Weiterempfehlen
 
Startseite|Anmelden|de en fr it nl sl ar hu ro
Kirchliches Archivzentrum Berlin - Online-Suche