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Po-E-II Potsdam, Ephoralarchiv II (Bestand)
Angaben zur Identifikation |
Signatur: | Po-E-II |
Titel: | Potsdam, Ephoralarchiv II |
Stufe: | Bestand |
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Angaben zu Inhalt und Struktur |
Bestandsbeschreibung: | Einleitung
Entwicklung des Kirchenkreises Potsdam II
Mit der Umbenennung des seit 1835 existierenden Kirchenkreises Potsdam II im Jahre 1959 in "Kirchenkreis Falkensee" trug man einer insbesondere seit Ende des 19. Jahrhunderts veränderten Gemeinde- und Siedlungsstruktur innerhalb es an die Großstadt Berlin grenzenden Kirchenkreises Rechnung. Die Strukturveränderung beruhte auf der zunehmenden Besiedlung des Stadtrandgebietes als Folge des Anwachsens der Hauptstadt zu einer 3,8-Millionen-Metropole (1919) [1] sowie der damit verbundenen infrastrukturellen Erschließung des Umlandes. Innerhalb weniger Jahrzehnte waren neue eigenständige Siedlungen in Berlinnähe auch innerhalb des Kirchenkreises Potsdam II entstanden, z.B. die Villenkolonie Neufinkenkrug (1904) und die Eisenbahnersiedlung Elstal (1918). Bereits bestehende Anliegergemeinden wie Seegefeld und Falkenhagen, Brieselang, Schönwalde und Groß Glienicke erfuhren durch die städtische Ausdehnung einen großen Bevölkerungszuwachs und galten als attraktive stadtnahe Ansiedlungs- und Erholungsplätze im Grünen. Insbesondere der Doppelort Seegefeld-Falkenhagen wuchs zu einer Großraumsiedlung heran, welche 1923 den Namen Falkensee erhielt und fortan als größte Gemeinde Deutschlands mit zeitweise über 25.000 Einwohnern galt. 1961 wurde Falkensee, dessen pfarramtliche Betreuung mittlerweile nur noch durch drei Pfarrer gewährleistet werden konnte, konsequenter Weise das Stadtrecht verliehen.
Fast alle zum Kirchenkreis Potsdam II zählenden Pfarrsprengel und Kirchengemeinden gehörten ursprünglich zur damaligen Sedes (= Kirchenkreis) Spandau [2]. Der jeweilige Erste Pfarrstelleninhaber an der Spandauer Nikolaikirche war stets auch "Inspektor" des Kirchenkreises [3]. Die Entwicklung Potsdams zur bedeutenden Militär- und Residenzstadt unter König Friedrich Wilhelm I. führte jedoch 1730 zu dessen Anordnung, vielmehr allhier eine Inspection anzulegen [4]. Der Sitz des Superintendenten wurde daraufhin von Spandau nach Potsdam verlegt und die Inspektion Spandau in "Inspektion Potsdam" umbenannt. Das Superintendentenamt wurde nunmehr mit der Ersten Pfarrstelle an der Potsdamer Nikolaikirche verbunden [5]. Auswirkungen auf den Umfang des Kirchenkreises hatte die Umbenennung zunächst nicht. Die Entwicklung Potsdams setzte sich jedoch durch zielgerichtete Umstrukturierung und Erweiterung der Stadt im 18. Jh. fort; die Bevölkerung erhöhte sich zwischen 1730 und 1830 von 5.640 Einwohnern auf über 20.000 [6]. Dies machte schließlich 1835 eine erneute Kirchenkreisveränderung, vielmehr eine Abtrennung des Kirchenkreises Potsdam II mit den Pfarrsprengeln Bornim, Dallgow, Döberitz, Fahrland, Falkenrehde, Kartzow, Kladow, Marquardt, Rohrbeck, Seegefeld, Uetz und Wustermark notwendig.
Das Amt des Superintendenten im neu gebildeten Kirchenkreis Potsdam II wurde fortan stets - auch nach der späteren Umbenennung in "Kirchenkreis Falkensee" 1959 - von Pfarrern verschiedener Pfarrsprengel ausgeübt, und war nicht automatisch mit einer bestimmten Pfarrstelle verbunden. Es amtierten (teilweise nur Stichjahre [7]):
1835-1838 Johann Christoph Friedrich Seger, Wustermark 1838-1875 Friedrich Wilhelm Krusemark, Bornim 1875-1878 Franz Albert Wernicke, Falkenrehde (stellv.) 1878-1897 Hermann Friedrich Heinrich Reifenrath, Bornim 1898-1902 Friedrich Louis Hermann Couard, Wustermark 1904 August Christian Rudolf Wernicke, Rohrbeck (stellv.) 1905-1908 Immanuel Wilhelm Kritzinger, Wustermark 1908-1921 Ferdinand Oskar Miething, Wustermark 1922-1931 Theodor Friedrich Otto Korth, Wustermark 1932-1937 D. Dr. Carl Gunther Schweitzer, Wustermark 1939-1957 Johannes Barow, Paretz/ Wustermark 1959 Wilhelm Berndt, Dallgow 1964-1971 Willi Hanke, Potsdam-Bornstedt 1977-1981 Kurt-Harry Heinisch, Fahrland 1985 Dietrich Stechow, Dallgow (stellv.) 1990 unbesetzt 1995 Vorsitzender der gemeinsamen Leitung: Andreas Paul, Wustermark 1999 Vorsitzender der gemeinsamen Leitung: Burkhard Berg, Falkensee-Falkenhagen 2004 Vorsitzende der gemeinsamen Leitung: Lilli Busse, Brieselang.
Der Umfang des Kirchenkreises Potsdam II veränderte sich im 19. Jh. nicht mehr wesentlich. Lediglich Paretz kam 1860, von Ketzin abgetrennt und bis dato zum Kirchenkreis Dom Brandenburg gehörig, als selbständige Pfarre hinzu. Die stark angewachsene Bevölkerung der Berliner Stadtrandgebiete führte jedoch in der ersten Hälfte des 20. Jh. auch in den Berliner Vorortsiedlungen des Kirchenkreises zu Pfarrsprengelverstärkungen: 1926 wurde von Seegefeld die selbständige Pfarrstelle Neufinkenkrug abgezweigt. In der Großgemeinde Falkensee bildeten sich nach 1945 erst zwei, dann schließlich drei selbständige Pfarrsprengel: Falkensee-Seegefeld, Falkensee-Falkenhagen und Falkensee-Heiliggeist. Nach 1945 wurden - auch im Hinblick auf die Berliner politische Konstellation - die Grenzgemeinden Brieselang, Groß Glienicke und Schönwalde zu Pfarrgemeinden erhoben.
Die Grenze mit den Westsektoren Berlins ab 1945 stellte für den Kirchenkreis Potsdam II besondere Schwierigkeiten und Hindernisse in der Ausübung der kirchlichen Dienstaufsicht dar. So befanden sich die Kirchengemeinden Kladow und Gatow sowie Groß Glienicke-West und ein Teil Staakens auf Westberliner Territorium und konnten nur durch erschwerte Bedingungen pfarramtlich versorgt werden, welches schließlich 1961 durch den Bau der Berliner Mauer völlig unmöglich wurde und eine Abtrennung dieser Gemeinden vom nunmehrigen Kirchenkreis Falkensee nach sich zog. Im Gegenzug wurden die Berliner Randgemeinden Alt-Staaken und Albrechtshof vom Kirchenkreis Spandau abgetrennt und dem Kirchenkreis Falkensee zugelegt. Eine vorübergehende Vergrößerung erfuhr der Kirchenkreis schließlich 1967 durch die Angliederung des Pfarrsprengels Potsdam-Bornstedt, welche nach 1990 jedoch rückgängig gemacht wurde.
Gegenwärtig (2004) gehören dem Kirchenkreis Falkensee folgende Pfarrsprengel an [8]: Brieselang, Dallgow, Fahrland, Falkenrehde, Falkensee-Falkenhagen, Falkensee-Heiliggeist, Falkensee-Seegefeld, Groß Glienicke, Kartzow, Neufinkenkrug, Paaren/ Wublitz, Rohrbeck, Schönwalde und Wustermark. Bestandsgeschichte
Am Bestand des Ephoralarchivs Potsdam II bzw. Falkensee lässt sich die Geschichte und Organisation des Kirchenkreises mit ihren Zäsuren gut ablesen. Die wenigen aus der Zeit vor 1730 erhaltenen Schriftstücke belegen die Zugehörigkeit zur Inspektion Spandau und die Aufsicht des Inspektors und Pfarrers an der dortigen Nikolaikirche Joachim Lamprecht. Insgesamt sind im Bestand etliche Akten enthalten, deren Laufzeit vor 1835, dem Stichjahr der Abtrennung bzw. Gründung des Kirchenkreises Potsdam II beginnt (1. Überlieferungsschicht). Dies beweist, dass mit der Abtrennung von der Inspektion Potsdam auch alle Akten mit ausschließlichem Bezug zum neuen Kirchenkreis abgegeben wurden. Diese Akten bildeten den Grundstock des neu zu etablierenden Ephoralarchivs Potsdam II. Den Hauptteil des Archivbestandes bilden die Akten des Zeitraumes 1835 - ca. 1910 (2. Überlieferungsschicht). Sie besitzen - wie bereits die Akten der 1. Überlieferungsschicht - Signaturen, welche bei den Generalakten aus einer römischen Zahl mit nachgestellter arabischer Zahl (z. B. VI 9), bei den Spezialakten aus dem Ortsnamen mit arabischer Zahl (z. B. Fahrland No. 5) bestehen. Die Akten wurden in der Regel sachlich zweckmäßig gebildet; sie sind gut gebunden, mit einheitlichen Deckeln versehen sowie gleichmäßig und treffend beschriftet. Merkwürdiger Weise sind zahlreiche der verwendeten Aktendeckel auf der Innenseite bereits vollständig und sauber beschriftet, häufig mit nur minimal abweichenden Titeln, Signaturen und Laufzeiten noch jetzt im Bestand vorhandener Akten. Es scheint so, als seien die Aktendeckel zunächst einheitlich vorgeschrieben, dann aber doch anderweitig und individuell verwendet worden. Die Schriftstücke der 3. Überlieferungsschicht ab ca. 1910 befanden sich fast durchweg gelocht in Schnellheftern oder Aktenordnern. Bei Übernahme des Archivs waren alle Aktenordner entfernt und die losen Blätter in Archivkartons verstaut, jedoch so, dass die erneute Aktenbildung durch Zusammenheftung ohne viel Mühe gelang. Diese jüngste Überlieferungsschicht weist keine erkennbare Signierung mehr auf.
Das Ephoralarchiv Potsdam II ist - im Gegensatz zum fast völlig vernichteten Ephoralarchiv Potsdam I - von Kriegsverlusten glücklicherweise verschont geblieben und stellt daher eine wertvolle, geschlossene Quellenüberlieferung dar. Bis 1977 provisorisch im Falkenhagener Pfarrhausschuppen gelagert, deponierte man das Archiv anschließend im Fahrländer Pfarrhaus als derzeitigem Sitz des Superintendenten. Von dort wurde es im Jahr 2000 ins Domstiftsarchiv Brandenburg/H. gebracht. Das Ephoralarchiv Potsdam II besteht zurzeit aus ca. 12 lfm mit 895 Akteneinheiten. Es enthält als hervorhebenswerte Archivalien z.B. eine Originalmatrikel von Fahrland aus dem Jahre 1576 (Po-E-II-588/766) sowie ein Bildnis des ersten Superintendenten Seger zu Wustermark (Po-E-II 138/840). Einzelne, für eine Ausstellung im Jahre 1985 verwendete Originalschriftstücke, welche zu diesem Zweck den Akten entnommen und auf Schautafeln geklebt waren, wurden im Rahmen der Erschließungs- und Verzeichnungsarbeiten wieder "rückmontiert" und den entsprechenden Akten zugeordnet.
[1] Vgl. hierzu die Einleitung des kürzlich erarbeiteten Findbuches zum Depositum Ephoralarchiv Potsdam II. - Im Kassenbuch der Pfarrerwitwenkasse für die Inspektion Potsdam 1730-1822 (Sign. Po-E-I 108/32) sind als Pfarrsprengel für diesen Zeitraum genannt: Ahrensdorf, Bornim, Buchholz (bis 1780, kam danach zur Inspektion Treuenbrietzen), Dallgow, Döberitz, Fahrland, Falkenrehde, Geltow (mit Eiche), Gütergotz (= Güterfelde), Kartzow, Kladow, Neu Langerwisch, Marquardt, Nowawes (ab 1810), Potsdam-Heiliggeist, Potsdam-Nikolai (mit den Filialen Bornstedt, Neuendorf, Stolpe u. vermutl. Drewitz), Rohrbeck, Saarmund, Seegefeld, Uetz, Werder und Wustermark. [2] Kassenbuch der Pfarrerwitwenkasse für die Inspektion Potsdam (für 1820/21, nach Abzug der auf den neuen Kirchenkreis Potsdam II entfallenen Pfarrsprengel). [3] Quellen: diverse Ephoralakten (Po-E-I); FISCHER, Ev. Pfarrerbuch, Bd. 1, S. 130-134; div. Pfarralmanache. [4] Pfarralmanach 2004, S. 461-467. [5] Quellen: diverse Ephoralakten (Po-E-I); diverse Pfarralmanache. [6] Bis zu dieser Zeit sind die Superintendenten als 1. Pfarrer der Potsdamer Nikolaikirche bei FISCHER, Ev. Pfarrerbuch, Bd. 1, S. 133 nachgewiesen. [7] Pfarralmanach 1937, S. 198. [8] Bis zu dieser Zeit lagerte das Ephoralarchiv zusammen mit weiteren Potsdamer Pfarrarchiven im kreiskirchlichen Depositalarchiv im Gemeindehaus der Potsdamer Erlösergemeinde.
Brandenburg, 4.1.2005 Stefan Lindemann |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Nicht öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | http://kab.scopearchiv.ch/detail.aspx?ID=578373 |
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