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Bab-F Babelsberg-Friedrichsgemeinde, Pfarrarchiv (Bestand)
Angaben zur Identifikation |
Signatur: | Bab-F |
Titel: | Babelsberg-Friedrichsgemeinde, Pfarrarchiv |
Stufe: | Bestand |
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Angaben zu Inhalt und Struktur |
Bestandsbeschreibung: | Einleitung
1. Geschichte der Friedrichsgemeinde Nowawes
Nowawes (= tschechisch für Neuendorf) entstand im Jahre 1750 als planmäßig angelegte Kolonie für böhmische Spinner und Weber auf der Feldmark des Ortes Neuendorf bei Potsdam, welche ihres lutherischen Glaubens wegen aus Böhmen vertrieben worden waren. Auch Einheimische siedelten sich in der Kolonie Nowawes mit an. Der Ortsname variiert in schriftlichen Quellen von 1753 zwischen Novawes, Nova vesta und Nowawes. Die Einwohnerzahl der rasant anwachsenden Siedlung war bis 1880 auf über 7.000 angestiegen. 1907 wurde die Gemeinde Neuendorf, und in den Folgejahren weitere Lokalitäten in die Landgemeinde Nowawes eingegliedert. 1924, als Ort mit mittlerweile 25.000 Einwohnern, erhielt Nowawes Stadtrecht. 1938, nach Eingemeindung von Neubabelsberg, wurde Nowawes in 'Babelsberg' umbenannt und 1939 in die Stadtgemeinde und den Stadtkreis Potsdam eingegliedert. Bis zu dieser Zeit hatte Nowawes zum Landkreis Teltow gehört.
Die Kirchengemeinde (später 'Friedrichskirchengemeinde') Nowawes zählte zur Inspektion/ Kirchenkreis Potsdam. Bei der Aufteilung dieses Kirchenkreises im Jahre 1835 verblieb sie im Kirchenkreis Potsdam I.
Die Kirchengemeinde Nowawes bestand aus einer böhmischen und einer deutschen Gemeinde lutherischer Konfession; beide Gemeinden besaßen separate Kirchensiegel. Eine Minderheit ierter Kolonisten wurde an die Potsdamer Heiliggeistkirche bzw. die Potsdamer Militärwaisenhausgemeinde verwiesen. 1908 erfolgte - mit Rücksicht auf kommunale Veränderungen - die Umbenennung der Kirchengemeinde Nowawes in 'Friedrichskirchengemeinde zu Nowawes', und 1932 schließlich die Vereinigung mit der benachbarten 'Bethlehemkirchengemeinde zu Nowawes' zur 'Kirchengemeinde Nowawes' mit jeweils eigenen Pfarrstellen.
Für die Kolonie Nowawes wurde 1751 eine separate Pfarrstelle errichtet, bestimmt für böhmische und deutsche Ansiedler Augsburger Konfession, d. h. lutherischen Glaubens. Der erste Pfarrer an der Nowaweser 'Friedrichskirche' 1751-1765, Wenzel Letochleb, predigte abwechselnd in tschechischer und deutscher Sprache. 1886 wurde - aufgrund der stark angewachsenen Bevölkerung von Nowawes im Zuge der Industrialisierung - eine zweite Pfarrstelle an der Friedrichskirche eingerichtet. Die Pfarrer der Kirchengemeinde bzw. der Friedrichskirchengemeinde Nowawes sind bis 1928 bei FISCHER (Ev. Pfarrerbuch, Bd. I, S. 131) nachgewiesen.
Nowawes war eine Kirchengemeinde landesherrschaftlichen Patronates.
Die Kirche der Kolonie Nowawes, nach dem Patron König Friedrich II. als 'Friedrichskirche' bezeichnet, wurde in den Jahren 1752-53 auf dem dreieckigen Kirchplatz als gestreckter achteckiger verputzter Saalbau wahrscheinlich von J. Boumann d. Ä. errichtet. 1911 und 1928 erhielt sie zusätzlich äußere Sakristei- und Treppenanbauten. Zu ihrer Inneneinrichtung gehörten originelle Messingblaker aus Mützenschilden der königlichen Leibgarde. Ein zweites Kirchbauprojekt auf dem Nowaweser Plantagenplatz in den Jahren 1906-1910 wurde nicht realisiert.
Um 1752 wurde das erste Pfarrhaus für die Kolonie Nowawes errichtet; die Grundsteinlegung für ein neues Pfarrhaus erfolgte am 5.8.1884. Ein Gemeindehaus für die Kirchengemeinde Nowawes entstand 1891 als Evangelisches Vereinshaus.
Quellen:
- Dehio, G.: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg, bearb. von G. Vinken u. a., München und Berlin 2000, S. 869 - Die Kunstdenkmäler des Kreises Teltow, Berlin 1941, S. 43, 57f. - Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil VI - Teltow, bearb. von L. Enders, Weimar 1976, S. 207-208 - Kitschke, A.: Kirchen in Potsdam, Berlin 1983, S. 61-65 - Pfarrarchiv Friedrichsgemeinde Nowawes, Sign. Bab-F 28/12, 41/SS 209 ff. 2. Bestandsgeschichte
Einzelne Schriftstücke des Archivs der Kirchengemeinde / Friedrichsgemeinde Nowawes, welches eine in sich geschlossene Überlieferung darstellt, gehen bis in die Gründungsjahre der Gemeinde (1751 ff.) zurück. Zwei Überlieferungsschichten lassen sich voneinander abgrenzen: während die ältere in ihrer Aktenbildung wenig homogen ist, besteht die jüngere Schicht durchweg aus schnellgehefteten Akten, deren Deckel mit maschinengeschriebenen Aktentiteln und -Signaturen beklebt sind. Da die Friedrichsgemeinde Nowawes keinen eigenen Wirtschaftsgrundbesitz hatte, fehlen im Archiv entsprechende Grundvermögensakten. Die Nowaweser Schulakten, welche sich bis 1901 im Pfarrhaus befanden, wurden in diesem Jahr an den Nowaweser Gemeindevorstand abgegeben, nachdem Oberpfarrer Koller die Ortsschulaufsicht abgegeben hatte (Bab-F 330/322). Der Archivbestand schließt ab mit der Vereinigung von Friedrichsgemeinde und Bethlehemgemeinde Nowawes zur Kirchengemeinde Nowawes im Jahre 1932; nur einzelne Akten sind noch über dieses Datum hinaus geführt. Gelagert wurde das Archiv seit dieser Zeit - bis zur Deponierung im Domstiftsarchiv Brandenburg/H. (Depositalvertrag vom 24.9./ 27.11.1992, genehmigt 6.7.1993) - im Verwaltungsbüro der Kirchengemeinde Babelsberg in Potsdam, Schulstraße 8c, wo es von den kreiskirchlichen Archivpflegern Alpermann und Kalesky bereits archivfachlich betreut, vorsortiert und registriert wurde. Das Depositalarchiv der Friedrichsgemeinde Nowawes im Domstiftsarchiv besteht gegenwärtig aus 337 Akteneinheiten. Die Kirchenbücher der Friedrichsgemeinde befinden sich auch heute noch in Potsdam, Schulstraße 8c.
Anm.: Kommunale 'alte Akten und Schriftstücke über die Erbauung und die erste Verwaltung von Nowawes', welche offensichtlich auch über die Errichtung des ersten Nowaweser Pfarrhauses hätten Aufschluss geben können, sind verloren gegangen, indem sie vom Gründer der Kolonie Nowawes, 'dem Oberst von Retzow mit in den siebenjährigen Krieg genommen und im Jahre 1759 in der unglücklichen Schlacht bei Hochkirch, in welcher der Oberst umkam, verloren gegangen sind' (Bab-F 28/12).
Brandenburg/H., 26.1.2006 Stefan Lindemann |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Nicht öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | http://kab.scopearchiv.ch/detail.aspx?ID=578381 |
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