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Rü Rühstädt, Pfarrarchiv (Bestand)
Angaben zur Identifikation |
Signatur: | Rü |
Titel: | Rühstädt, Pfarrarchiv |
Stufe: | Bestand |
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Angaben zu Inhalt und Struktur |
Bestandsbeschreibung: | Einleitung
1. Geschichte der Rühstädter Pfarre
Das "europäische Storchendorf" Rühstädt (2003: 34 Storchenhorste!) liegt 7 km südwestlich von Bad Wilsnack in der Niederung zwischen Elbe und Karthane und grenzt direkt an den Elbdeich. Aufgrund dieser besonderen Lage war der Ort in früherer Zeit häufig Überschwemmungen ausgesetzt. Er wird in schriftlichen Quellen aus der 1. Hälfte des 15. Jh. Rustede genannt. Gemeinsam mit der Tochtergemeinde Bälow und dem eingekirchten Gnevsdorf gehörte Rühstädt 1816-1952 zum Kreis Westprignitz, 1952-1993 zum Kreis Perleberg im Bezirk Schwerin und seitdem zum Landkreis Prignitz. In kommunaler Hinsicht kamen 1950 Gnevsdorf und 1974 die Gemeinden Bälow und Abbendorf als Ortsteile zu Rühstädt. Seit 1992 gehört die Gemeinde Rühstädt zum Amt Bad Wilsnack/Weisen.
Die Rühstädter Pfarre zählte bis 1878 zur Superintendentur Havelberg, 1878-1998 zum erweiterten Kirchenkreis Havelberg-Wilsnack, seitdem zum neu gebildeten Kirchenkreis Havelberg-Pritzwalk.
Von jeher gehörten die Gemeinden Bälow und Gnevsdorf zur Rühstädter Pfarre, erstere als Tochterkirche, letztere als eingemeindete Ortschaft mit eigener Kapelle. 1977, nach Aufhebung der benachbarten Pfarrstelle Klein Lüben, wurde die Kirchengemeinde Klein Lüben dauerhaft mit der Pfarre Rühstädt verbunden. Im Rahmen umfassender Pfarrsprengel-Umstrukturierungen erfuhr der Pfarrsprengel Rühstädt eine enorme Vergrößerung auf 11 Kirchdörfer. Seit dem 1.8.2000 besteht der Pfarrsprengel Rühstädt aus den Kirchengemeinden Abbendorf, Bälow, Klein Lüben (mit Hinzdorf), Legde-Roddan, Lennewitz, Quitzöbel und Rühstädt (mit Gnevsdorf) (Kirchl. Amtsblatt 2000, S. 108). Die (seit 1977 zu Bad Wilsnack gehörige) Kirchengemeinde Groß Lüben wurde zum 1.8.2007 dem Pfarrsprengel Rühstädt hinzugefügt (Kirchl. Amtsblatt 2007, S. 128).
Die Rühstädter Pfarrer sind bis 1933 bei FISCHER (Ev. Pfarrerbuch, Bd. I, S. 95) nachgewiesen. Der letzte dort genannte Pfarrer, Gerhard Hopp, wurde 1938 seines Amtes enthoben und die Pfarramtsverwaltung dem Klein Lübener Pfarrer Joachim Flehr kommissarisch mitübertragen. Ihm folgte 1946 Herbert Gaber, zuerst kommissarisch, ab 1950 schließlich als regulärer Rühstädter Pfarrer. 1981 amtierte Pfarrer Siegfried Henschke in Rühstädt (danach ab 1.8.1983 in Lossow). Es folgte Pfarrer Bertram Althausen (1983 als Vikar, 7.7.1985 ordiniert in Rühstädt als Entsendungsdienst, 1987 Wechsel nach Brandenburg). Seit 1988 verwaltete Dr. Reinhart Müller-Zetzsche das Rühstädter Pfarramt (Entsendung 1.8.1988, 15.3.1992 regulär bis 31.7.2000), von welchem es am 15.12.2000 schließlich Dr. Uwe Czubatynski übernahm (bis 30.6.2007). Derzeit amtiert Pfarrer Norbert Merten.
Das Patronat über den Rühstädter Marienaltar hatte bis 1438 der Kurfürst von Brandenburg inne, in welchem Jahr er es dem Bischof von Havelberg überließ. Dieser trat es 1488 an die Familie v. Quitzow ab. Seit 1545 ist die Familie v. Quitzow auch als Kirchenpatron nachgewiesen.
Die Rühstädter Kirche, als Backstein-Saalbau um 1455 errichtet (nach anderen Angaben im Kern aus dem 13. Jh.), ist vor allem in ihrer Innenausstattung bemerkenswert (u. a. spätgotische Apsismalerei nebst Schnitzaltar, Grabdenkmäler der Familie v. Quitzow, Orgel von Joachim Wagner). Sie wurde zwischen 1722 und 1735 barock umgebaut und in den Jahren 1992-1995 umfassend restauriert. Die 1915 völlig neu gebaute Bälower Kirche entstand als Nachfolgerin einer 1691 errichteten Fachwerkkirche, von welcher der Altaraufsatz als Inneneinrichtung in die neue Kirche übernommen wurde. Die Gnevsdorfer Fachwerkkapelle, 1991-1992 liebevoll restauriert, entstand nach 1600 (erst 18. Jh.?) als kleine Taufkapelle. Über die Restaurierung der Rühstädter Kirche sowie der Gnevsdorfer Kapelle in den 1990er Jahren sind im Pfarrarchiv umfangreiche Bauakten vorhanden.
Quellen:
- Dehio, G.: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg, bearb. von G. Vinken u. a., München und Berlin 2000, S. 41 (Bälow), 948f. (Rühstädt) - Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Bd. 1 - Prignitz, bearb. von L. Enders, 2. überarb. und wesentl. erw. Aufl., Weimar 1997, S. 17-19 (Bälow), 262-264 (Gnevsdorf), 766-768 (Rühstädt) - Pfarralmanache 1939-2004 - Pfarrarchiv Klein Lüben, Sign. Rü 77/71 - http://www.uwe-czubatynski.homepage.t-online.de/kirche.html (letzter Zugriff: 8.8.2005)
2. Bestandsgeschichte
Das Pfarrarchiv Rühstädt zeichnet sich vor allem durch seine große Vollständigkeit aus. Die Überlieferung beginnt auch hier im Wesentlichen um 1800 und zieht sich ohne nennenswerte Lücken bis in die Gegenwart. Die pfarramtliche Aktenbildung war erfreulicher Weise sehr differenziert, welches die Erschließung erleichterte und nur wenig umfangreiche Verweisungen im Findbuch notwendig machte. Die äußere Aktenbildung weist kaum besondere Merkmale auf. Neben den älteren Akten in typischer Fadenheftung sind auch etliche gelochte und einfach zusammengebundene Akten, sowie für die neuere Zeit zahlreiche in Schnellheftern zusammengefasste Akten vorhanden. Die gelochten und einfach zusammengebundenen Akten entstanden in den Jahren des Amtswechsels der Pfarrer Köhn/ Mummelthey 1928/29 quasi "rückwirkend", indem ältere, noch ungeheftete Schriftstücke des Pfarrarchivs zu thematischen Akten zusammengefasst wurden. Ausgesprochene Altsignaturen sind ebenfalls nicht vorhanden. Erst mit der "rückwirkenden Aktenbildung" 1928/29 wurden alle Aktenstücke auch rückwirkend signiert. Diese Signaturen sind jedoch nur dann als "echte Altsignaturen" ins Findbuch aufgenommen worden, wenn eindeutig auch eine der Signatur entsprechende "zeitgenössische Aktenbildung" vorlag. Die Erschließungsarbeiten dienten gleichzeitig auch der "inneren Provenienzbereinigung", wobei in begründeten Fällen ungeheftete Schriftstücke durchaus zu neuen Akten geformt, oder geheftete dünne Akten zusammen mit losen Schriftstücken zu Sammelakten zusammengefasst wurden.
Das Pfarrarchiv Rühstädt wurde erst im Frühjahr 2005 von Pfarrer Dr. Czubatynski als Depositum ins Domstiftsarchiv Brandenburg/H. gebracht. Es umfasst derzeit 393 Archivalien-Einheiten (ohne Kirchenbücher). Darunter befinden sich z. B. auch die Protokollbücher der Gemeindekirchenräte und die Lagerbücher, zahlreiche Akten der Rubrik "Geschichte" (darunter die Chronik der Kirchengemeinden von Pfarrer Gaber und die mehrbändige Ortschronik von Walter Fritze) sowie etliche Bauakten und Gutachten über die Kircheninstandsetzungsarbeiten nach 1990. Neben den Kirchenkassenrechnungen sind - als Besonderheit - ebenfalls zahlreiche Schulkassenrechnungen (1815-1897) vorhanden.
Explizit soll noch darauf hingewiesen werden, dass sich im Bestand ebenfalls die Kirchenkassenrechnungen von Klein Lüben (ab 1985), Abbendorf (ab 1993), Legde-Roddan (ab 1998) sowie Lennewitz und Quitzöbel (jeweils ab 2001) befinden. Die Kirchenbücher für den Pfarrsprengel Rühstädt (ab 1672/83) werden noch im Rühstädter Pfarramt aufbewahrt.
Brandenburg/H., 9.8.2005 Stefan Lindemann |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Nicht öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | http://kab.scopearchiv.ch/detail.aspx?ID=578511 |
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