Pb-E Perleberg, Ephoralarchiv (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:Pb-E
Titel:Perleberg, Ephoralarchiv
Stufe:Bestand

Angaben zu Inhalt und Struktur

Bestandsbeschreibung:Einleitung

Perleberg liegt in der Prignitz am Flüsschen Stepenitz, welches hinter Perleberg in das Elbe-Urstromtal fließt. Die Altstadt von Perleberg liegt auf einer aus Sandablagerungen gebildeten Insel zwischen zwei Stepenitzarmen. Benachbarte größere Städte sind Wittenberge und Pritzwalk. Archäologische Grabungen belegen eine etwa 3000-jährige Besiedlung der Stepenitzinseln, auf denen jung-bronzezeitliche, germanische, slawische und seit dem 12. Jh. deutsche Menschen siedelten. [1]
Bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts waren die Edlen Herren Gans genannt von Wittenberge und Perleberg, später zu Putlitz, Stadtherren von Perleberg. Sie verliehen ihrer Stadt vor 1239 das Salzwedeler Stadtrecht. Um 1300 übernahm der Markgraf von Brandenburg als Immediatherr die Herrschaft über Perleberg. Bereits im Jahre 1325 wurde Perleberg im Bündnis der Städte mit der Ritterschaft der Prignitz an erster Stelle erwähnt. Die Bestätigung als Hauptstadt der Prignitz erfolgte darauf. [2]
Als Handelsstadt war Perleberg durch seine verkehrsgeographische Lage außerordentlich begünstigt. Die Handelsbeziehungen zu Wasser über die Stepenitz und Elbe sowie auf dem Landweg erstreckten sich bis an die Nord- und Ostsee bzw. nach Süddeutschland und Böhmen. Große mittelalterliche Handelsstraßen kreuzten sich hier: die aus dem Süden von Magdeburg über Stendal-Wittenberge und über Havelberg-Wilsnack nach Norden mit den aus dem Westen von Salzwedel-Lenzen nach Pritzwalk-Wittstock und über Kyritz weiter in östliche Richtung führenden Straßen.
Durch die Mitgliedschaft im Hansebund (1359-1447) erlangte Perleberg auch unter den Städten der Mark große Bedeutung als Zentrum politischen und wirtschaftlichen Geschehens der Region. Im Rahmen der ständischen Verfassung wurde Perleberg im 15. Jahrhundert "Vorort und Hauptstadt der Prignitz" und vertrat die Prignitzstädte als Sprecherstadt auf den brandenburgischen Landtagen.
Anfang des 19. Jahrhunderts erweiterte sich die Stadt über den mittelalterlichen Stadtkern hinaus. Eine königlich-preußische Garnison wurde stationiert, auf deren Insassen mit ihren Bedürfnissen sich die Stadtbevölkerung einstellte. 1817 wurde Perleberg Kreisstadt der Westprignitz. Die Sozialstruktur der Stadt war geprägt durch Verwaltung, Handwerk und Gewerbe sowie durch Militär. [3]

Die Inspektion Perleberg mit ihren Kirchengemeinden wurde nach der Reformation gebildet. Bei den Überlieferungen des Ephoralarchivs Perleberg handelt es sich überwiegend um Dokumente, die vor der Vereinigung der Kirchenkreise Perleberg und Wittenberge entstanden.
Der Kirchenkreis Perleberg-Wittenberge ist 1967 bei dem Zusammenschluss des Kirchenkreises Perleberg und des Kirchenkreises Wittenberge entstanden. Er gehört zum Sprengel Neuruppin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Im Kirchenkreis Perleberg-Wittenberge lebten im Jahr 2004 13.987 Gemeindeglieder. Der Umfang des Kirchenkreises mit seinen Parochien ist im Inhaltsverzeichnis erkennbar.

Seit der Reformation (1539) gibt es neben der Stelle des Oberpfarrers/Superintendenten zwei weitere Pfarrstellen in Perleberg. [4] Der Pietist Gottfried Arnold war hier zwischen 1707 und 1714 Superintendent. [5] Zur Parochie Perleberg gehörten die Filialgemeinden Burghagen, Spiegelhagen und Düpow, bis sie 1973 aus dem Pfarrsprengel ausgegliedert wurden. Burghagen und Düpow gehören seitdem zum Pfarrsprengel Uenze, Spiegelhagen zum Pfarrsprengel Rosenhagen-Krampfer. [6]

Aus dem Jahre 1294 stammt der bislang älteste Hinweis auf die ursprünglich beiden Kirchen St. Nikolai (im 17. Jh. zerstört) und St. Jakobi. [7] Die erste Siedlung entstand im südlichen Teil der Altstadt mit der im 18. Jh. abgetragenen Nikolaikirche als Pfarrkirche. Nach Erweiterungen der Stadt nach in nördlicher Richtung wurde die Jakobikirche zum neuen Zentrum. [8] Der älteste Bauabschnitt an dem heute sichtbaren Baukörper der St. Jakobikirche ist in der unteren, feldsteingemauerten Turmhälfte zu finden. Die dreischiffige gotische Hallenkirche wurde in drei Bauabschnitten erbaut. Der älteste Teil ist der Feldsteinsockel des Turmes. 1361 Baubeginn des Hohen Chores, 1430-1450 wird das Langhaus errichtet, 1851-1854 erfolgt unter F. A. Stüler die Restaurierung und Veränderung der Innenausstattung. Am 27.11.1916 brannte die Turmspitze nieder, seitdem bildet ein einfaches Satteldach den Turmabschluss. [9]


Bestandsgeschichte

Das Perleberger Pfarrarchiv verfügt über einen umfangreichen Urkundenbestand. Es weist damit eine seit 1315 fortlaufende Überlieferung auf. Das jüngere Aktenarchiv bestand aus zwei verschiedenen Archiven, die gemeinsam gelagert und erst bei der Übernahme in das Domstiftsarchiv Brandenburg im Jahre 1998 provenienzgerecht in Pfarr- und Ephoralarchiv getrennt wurden. Die Überlieferung der Superintendentur ist aufgrund mehrfacher Veränderungen des Kirchenkreises nicht vollständig vorhanden. Ältere Ephoralakten lagern auch in Lenzen und Wittenberge, Akten der Schulinspektion befinden sich unter Umständen in Uenze, dessen Pfarrer eine Zeit lang die Schulinspektion verwaltete. Nach der Auflösung des Kirchenkreises Putlitz kamen auch einige Spezialakten der Superintendentur Putlitz in das Perleberger Archiv. [10]
Auch die umfangreiche und wertvolle Kirchenbibliothek Perleberg wurde in das Domstiftsarchiv überführt und dort erstmals von Dr. Adolf Laminski (Zeuthen) fachgerecht erschlossen.
Ein erstes Findbuch für die noch ungetrennt im Keller der Superintendentur gelagerten Bestände des Pfarr- und Ephoralarchivs Perleberg entstand 1974 unter der Aufsicht von Kirchenarchivrat Max-Ottokar Kunzendorf (Berlin). Diese Übersicht ist im Jahr 1996 von Ingrid Langner (ABM) auf Computer übertragen worden. Dabei sind die Akten erstmals mit fortlaufenden Nummern versehen worden. Die bis dahin unverzeichneten, teilweise im zweiten Pfarrhaus lagernden und bis in das 18. Jahrhundert zurückreichenden Akten sind von Frau Langner unter den Nummern 1496 bis 1993 mit Kurztiteln aufgelistet und dem Findbuch von 1974 angefügt worden. Eine sachliche Ordnung wurde begonnen, aber wegen der großen Schwierigkeiten einer einheitlichen Klassifikation wieder abgebrochen. In die erweiterte Abschrift des Findbuchs (Pb 81/443) sind die Veränderungen eingetragen worden, die sich nach der Übernahme dieser Bestände in das Domstiftsarchiv Brandenburg ergaben (z. B. fehlende Akten, Kassationen, Umlagerungen in andere Bestände, Korrekturen von Aktentiteln oder Zeitangaben, besondere Lagerungssignaturen für überformatige Akten oder Pläne). Nach der Übernahme in das Domstiftsarchiv wurden die zwei Bestände im Jahr 2000 durch den Domstiftsarchivar Wolfgang Schößler in die Bestände Pfarrarchiv und Ephoralarchiv Perleberg getrennt. Es entstanden zwei vorläufige Verzeichnisse, Abschriften des Verzeichnisses Pb 81/443, getrennt in die Bestände Pfarrarchiv und Ephoralarchiv Perleberg. Sie dienten als vorläufige Verzeichnisse bis zur Erstellung von Findbüchern.
Eine endgültige Verzeichnung der Akten fand in der Zeit von März/April 2006 bis Dezember 2006 durch Stefan Lindemann (Potsdam) und von April 2007 bis Januar 2008 durch Beatrice Schulze (Satzkorn) statt. Die Arbeiten wurden finanziert zu einem kleineren Teil durch eine Spende des Vereins für Geschichte der Prignitz (2.500,- € im Jahr 2006) und zum größeren Teil aus Mitteln der Fritz-Thyssen-Stiftung.
Die Verzeichnungsarbeiten erfolgten nach dem Bär'schen Prinzip, d. h. die Archivalien wurden in derjenigen Reihenfolge verzeichnet, in der sie nach der Trennung in Pfarr- und Ephoralarchiv vorgefunden wurden.
Die erarbeitete Klassifikation orientiert sich an den Richtlinien für das Registratur- und Aktenwesen der Evang. Kirchengemeinden in Berlin-Brandenburg vom 1. Januar 1964.
Bei der Ordnung stellte sich die Schwierigkeit ein, die Urkunden und die Akten des 18. und 19. Jahr-hunderts in den vorliegenden Aktenplan aufzunehmen. Aus diesem Grund wurden die Hauptgruppen der Klassifikation konsequent beibehalten, während in den Untergruppen einzelne Veränderungen vorgenommen wurden.
Besondere Probleme bei der Verzeichnung und Ordnung bereiteten die Akten des Gemeindekirchenrates, da in ihnen die verschiedensten Sachbetreffe zusammengefasst sind. Um für den Benutzer die Suche nach bestimmten Themen zu erleichtern, waren lange Enthält-Vermerke nötig. Fast ausschließlich für diese große Aktengruppe wurde der Klassifikationspunkt "Akten mit Betreffen mehrerer Hauptgruppen" eingearbeitet.
Wie anfangs erwähnt, verfügt das Perleberger Pfarrarchiv über einen umfangreichen Urkundenbestand. Der überwiegende Teil ist in Kurzregesten bei Beck [11], [12] bzw. in Vollregesten (Urkunden von 1315 bis 1545) bei Schößler [13], [14] erschlossen. Im Findbuch wurden die Urkunden in die entsprechenden Sachgruppen aufgenommen sowie zur besseren Übersicht ein chronologisches Verzeichnis angefügt.
Im Pfarrarchiv Perleberg befinden sich 95 Urkunden und 668 Akteneinheiten, im Ephoralarchiv 1498 Akteneinheiten, was insgesamt einem Umfang von 24,5 laufenden Metern entspricht.

[1] http://www.stadt-perleberg.de/neueseiten/Perleberg/stadtgeschichte.htm, letzter Zugriff: 08.01.2008.
[2] Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil I Prignitz, bearb. von Lieselott Enders, Weimar 1997 (Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, hg. von Friedrich Beck und Klaus Neitmann, Bd. 3), S. 638.
[3] http://www.hanse.org/de/die_hanse/hansestaedte/perleberg, letzter Zugriff: 08.01.2008.
[4] Pfarralmanach der Evang. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Berlin 2004, S. 448 - 459.
[5] http://www.stadt-perleberg.de/neueseiten/Perleberg/stadtrundgang/stjacobi.htm, letzter Zugriff: 08.01.2008.
[6] Pfarralmanach der Evang. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Berlin 2004, S. 448 - 459.
[7] http://www.stadt-perleberg.de/neueseiten/Perleberg/stadtgeschichte.htm, letzter Zugriff: 08.01.2008.
[8] Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg, bearb. von Gerhard Vinken u. a., München, Berlin 2000, S. 757.
[9] http://www.stadt-perleberg.de/neueseiten/Perleberg/stadtrundgang/stjacobi.htm, letzter Zugriff: 08.01.2008.
[10] Uwe Czubatynski: Ephoral- und Pfarrarchive. Geschichte, Bestandsprofile und Perspektiven der Auswertung am Beispiel der Stadt Perleberg, in: Archivmitteilungen 42 (1993), S. 182 - 190, hier S. 183.
[11] Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Kurmark, Teil I: Landesherrliche, ständische und geistliche Institutionen, bearb. von Friedrich Beck, Berlin 2001 (Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; 41).
[12] Urkundeninventar des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Kurmark, Teil II: Städtische Institutionen und adlige Herrschaften und Güter, bearb. von Friedrich Beck, Berlin 2002 (Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; 45).
[13] Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg, Teil 1: 948 - 1487, bearb. von Wolfgang Schößler, Weimar 1998 (Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Bd. 36).
[14] Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg, Teil 2: 1488 - 1519/45 mit Nachträgen, bearb. von Wolfgang Schößler, Typoskript, Brandenburg a. d. Havel 2004.



Benutzerhinweis:

Bei Archivalien-Bestellungen sind jeweils die unter dem Aktentitel links stehenden vollständigen Signaturen [ohne Altsignatur!] anzugeben.

Beispiele:

Wählerliste der Kirchengemeinde St. Jakobi Perleberg
Pb 108/531 1953

Konfirmationen im Kirchenkreis Perleberg; Konfirmationszulassungen für Kinder unterhalb des vorgeschriebenen Alters, enth. v.a.: Konfirmandenverzeichnisse 1836-1840
Pb-E 545/217 1836 - 1840


Brandenburg/ H., 16.01.2008 Beatrice Schulze

 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Nicht öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://kab.scopearchiv.ch/detail.aspx?ID=578371
 

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